: Ein Nazi und sein Schüler: Karl Bosl und Wolfgang Benz
: Ein Nazi und sein Schüler: Karl Bosl und Wolfgang Benz
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Am 11. November 2008 wurde in der oberpfälzischen Stadt Cham der
Prof.-Dr.-Karl-Bosl-Platz feierlich eingeweiht(1), am 6. Juli 2009
wurde vom Bayerischen Philologenverband erstmals die Karl-Bosl-Medaille
verliehen(2), und für den 26. November 2009 wurde eine Veranstaltung
mit dem Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA), Wolfgang
Benz, mit den Worten angepriesen, Benz habe 1968 bei Karl Bosl
promoviert.(3) Karl Bosl ist also en vogue und scheint ein echter
deutscher oder gar bayerischer Held gewesen zu sein.
„Erinnern oder Verweigern“ heißt eine Ausgabe der „Dachauer Hefte“,
die von Barbara Distel und Wolfgang Benz 1990 herausgegeben wurde. Kaum
ein Wissenschaftler oder Journalist hat sich offenbar je gefragt, wo
Wolfgang Benz wissenschaftlich groß geworden ist. Wo hat der Mann
promoviert und bei wem? Wer selbst promoviert hat oder mit Freunden und
Kollegen darüber spricht, weiß: Es ist ein sehr bewusster Prozess, bei
wem man schließlich seine Doktorarbeit schreibt.
Wolfgang Benz hat 1968 in München beim 1908 geborenen
Mittelalterhistoriker Karl Bosl promoviert.(4) 1988 erschien anlässlich
des 80. Geburtstages von Bosl eine Festschrift; Benz ehrte dort wie
selbstverständlich den Jubilar mit einem Beitrag.(5) Bereits 1983 war
er – wie der selbst ernannte Faschist Armin Mohler und der
nationalsozialistische Historiker und antisemitische „Ostforscher“
Theodor Schieder – Teil der umfangreichen Tabula Gratulatoria, als Bosl
seinen 75. Geburtstag feierte. Das ist durchaus bemerkenswert, denn
keineswegs alle ehemaligen Schüler von Karl Bosl verehrten ihren
Doktorvater weiterhin: Ein Freund von Benz beispielsweise, der
Historiker Falk Wiesemann, der insbesondere zur deutsch-jüdischen
Geschichte forscht, hat sich jedenfalls nicht in die Gratulantenschar
von 1983 eingereiht.(6)"
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/print/0014713
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